Bis zur nächsten Reise Part 1

Bis zur nächsten Reise Part 1

Vorwort:

An allen Beiträgen hier im Blog haben wir, Fabi und Sina, meistens zusammen gearbeitet, Formulierungen überlegt und gemeinsam Bilder ausgesucht, deswegen haben wir uns für die letzten Beiträge etwas Besonderes überlegt. Jeder von uns schreibt einen Abschlussbeitrag, den der andere auch erst nach Veröffentlichung sieht. Wir sind selber gespannt wie unterschiedlich oder gleich unsere Beiträge sein werden. 🙂

Hier kommt der Beitrag von Sina:

Hallo an Mitlesenden,

in diesem Beitrag möchte ich die letzten 3,5 Monate gerne noch ein mal ein wenig Revue passieren lassen und neben meinen Highlights auch ein paar Daten und Fakten mit euch teilen.

Aber wo soll man anfangen zu erzählen bei einer Reise, die noch viel schöner war, als ich sie mir je vorgestellt hatte? Zurück in Deutschland wurden wir schon einige Male gefragt, was eigentlich das Highlight unserer Reise war. Über die Frage haben ich schon länger nachgedacht, denn es gab nicht die eine Sehenswürdigkeit oder die eine Stadt, die das Highlight war. Vielmehr waren das größte Highlight der Reise wohl die Begegnungen, die wir erleben durften und die Großzügigkeit der Menschen dort.

Im Osten der Türkei haben wir die Gastfreundschaft das erste Mal so richtig erlebt. Und in keinem anderen Land haben wir wohl so viel Tee getrunken wie hier. Egal wo wir waren, an der Tankstelle, auf der Suche nach einer Toilette, im Restaurant, am Hafen und überall sonst, wir wurden immer zum Tee trinken eingeladen. Besonders in Erinnerung ist mir aber die Nacht an der Tankstelle von Koksal geblieben. Hier wurden wir nicht nur mit Tee versorgt, sondern am nächsten Morgen bekamen wir auch noch ein Frühstück gebracht und fühlten uns dort einfach sooo willkommen.

Das erste Mal so richtig zu jemandem nach Hause eingeladen wurden wir in Israel von Eli und seiner Familie. In dem Haus der religiösen Familie wurden wir am Shabbath bekocht und uns wurden die Traditionen der Religion erklärt und gezeigt. Wusstest ihr zum Beispiel, dass am Shabbath, der von Sonnenuntergang am Freitagabend bis Sonnenuntergang am Samstagabend dauert, keine elektronischen Geräte genutzt werden? Nicht einmal das Umlegen von Lichtschaltern in der Wohnung ist in diesem Zeitraum gestattet. Das war ein wirklicher spannender Einblick für uns und mit Sicherheit ein Abend, der uns in besonderer Erinnerung bleiben wird. Ein Foto haben wir von diesem Abend nicht, da wir die religiösen Traditionen natürlich wahren wollten und unser Handy in der Tasche gelassen haben. Am Abend vorher hatten wir Eli jedoch schon am Strand in Akkon getroffen. Dieses Foto möchte ich an dieser Stelle gerne noch einmal mit euch teilen.

Im nächsten Land, in Jordanien, trafen wir dann auf die Familie von Dr. Naser, den Freund von Volodymyr. Was wir dort erlebten, würde so in Deutschland wahrscheinlich nie passieren. Die Tochter von Dr. Naser räumte mit ihrem Ehemann und deren 3 Kindern mit voller Selbstverständlichkeit ihre gesamte Wohnung, um sie uns zu überlassen. Wir verbrachten dort 2 Nächte und bekamen von Emad noch eine kleine Sightseeingtour mit dem Abschluss eines gemeinsamen Grillens auf der Granatapfelfarm seiner Familie. Als wir nach dem Aufenthalt bei der Familie wieder aufbrachen, wurden wir noch reich beschenkt. Nicht nur bekamen wir ungefähr alles an Lebensmitteln eingepackt, die die Küche hergab, ich bekam auch noch ein wunderschönes selbstgemachtes Armband geschenkt. Auch hier können wir nur noch einmal Danke sagen für die ganze Herzlichkeit, die wir hier erleben durften.

Außerdem erlebten wir in einem jordanischen Restaurant noch einen besonderen Moment, als ein paar Jungs vom Nebentisch uns einfach ihr Leibgericht bestellten, was wir unbedingt einmal probieren sollten. Ein wirklich rührender Moment, der mir in Erinnerung geblieben ist.

In Saudi Arabien erreichte die Gastfreundlichkeit dann wirklich ihren Höhenpunkt. Dort wurden wir so oft eingeladen, wie in keinem anderen Land:

  • Vielen Dank an Asim, einen sudanesischen Einwanderer, der uns einen Einblick gegeben hat, wie das Leben in Saudi Arabien als Nicht Staatsbürger ist.
  • Danke an Jihad, die für uns mal eben eine viel zu lange Mittagspause auf der Arbeit eingelegt hat, um uns nicht ohne Mittagessen weiter fahren zu lassen. Jihad war eine der wenigen Frauen in Saudi Arabien, mit der wir engeren Kontakt hatten und ich habe sie als sehr willenstarke Frau wahrgenommen, die einerseits Karriere als Ärztin machen möchte und gleichzeitig eine Familie mit 2 Kindern managet.
  • Danke an Saeed, der uns an einer Tankstelle angesprochen und auf seine Kamelfarm mitten in der Wüste mitgenommen hat.
  • Danke an die drei Frauen in Medina, deren Namen ich leider vergessen habe, die uns sofort Essen brachten und in gebrochenem Englisch zu mir als unverschleierter Frau sagten „We love you!“
  • Danke an mehrere Sandwich Laden Besitzer, die für unsere Bestellung kein Geld annehmen wollten.
  • Danke an alle Leute auf den Straßen, die uns immer freundlich begrüßten, mit uns Fotos machen wollten und uns ein Lächeln schenkten, obwohl wir so ganz anders aussahen und gekleidet waren als sie.

Als nächstes Land waren wir in Bahrain. Und auch wenn wir hier nur 2 Tage waren, wurden wir auch hier von einem Ladenbesitzer mit einer traditionellen Gewürzmischung beschenkt.

In den Vereinigten Arabischen Emiraten bleibt mir vor allem die Begegnung mit Max, einem afrikanischen Einwanderer, in Erinnerung. Während seine Familie und sein kleines Kind weit weg leben, arbeitet er Tag für Tag an der Tankstelle um etwas Geld in die Heimat schicken zu können. Und dann kommen wir, 2 Deutsche Touristen, zum Tanken vorbei und er besteht darauf uns zum Essen einzuladen. Ein Moment in dem ich zwar dankbar, aber gleichzeitig auch sehr traurig und gerührt war.

Als letztes Land war da dann noch der Oman. Auch dort durften wir die arabische Gastfreundschaft noch einmal erleben und das Lied „Die immer lacht“ wird mich wohl immer an den Strand erinnern, an dem wir Delfine sahen und zwei Jungs mit ihrem aufgemotzten Auto trafen.

Neben den menschlichen Begegnungen bleiben für mich aber auch die tierischen Begegnungen ein besonderes Erlebnis und ein großes Highlight.

  • Kühe, Schweine und Esel in Georgien:
  • Strauße, Oryxe und bunte Fische in Israel:
  • Die ersten wilden Kamele in Jordanien und von da an beinahe an jedem Tag und in jedem Land auf der arabischen Halbinsel:
  • Flamingos und Affen in Saudi-Arabien:
  • Schildkröten und Delfine im Oman:
  • Und viele weitere Tiere:

Neben den menschlichen und tierischen Begegnungen haben wir aber natürlich auch viel beeindruckende Natur, spannende Städte und historische und religiöse Orte gesehen. Der Mix aus all dem hat die Reise einfach so besonders und einzigartig gemacht. Hier eine kleine Auswahl der Sehenswürdigkeiten, die mir am besten gefallen haben (leider kann ich nicht einfach alle aufzählen):

  • Kappadokien, Türkei: Einmalige Atmosphäre mit den vielen Ballons in der Luft
  • Batumi, Georgien: Eine bunt leuchtende Stadt am Meer mit besonderer Stimmung und Flair auf den Straßen
  • Tiflis, Georgien: Eine spannende Stadt mit besonderem Weinfest
  • Überfahrt nach Israel auf einem Frachtschiff
  • Akkon, Israel: Schöne alte Gassen mit einem Bazar
  • Bethlehem, Israel: Eine Stadt im Westjordanland mit Grenzmauer, Banksy Hotel, Graffitis und der Geburtskirche Jesu
  • Totes Meer, Israel: Schweben auf dem Wasser und schöne Salzformationen
  • Petra, Jordanien: Eines der sieben neuen Weltwunder mit spektakulärem Zugang zum Schatzhaus
  • Wadi Disah, Saudi Arabien: Ein wunderschönes Wadi mit Kamelen und Ziegen
  • Al-Ula, Saudi Arbabien: 2.000 Jahre alte Gräber und eine moderne Konzerthalle
  • Riad, Saudi Arabien: Quad fahren in der Wüste
  • Abu Dhabi, Vereinigte Arabische Emirate: Fahrrad fahren auf der Formel 1 Strecke, eine wunderschöne Moschee und ein Mangrovenpark
  • Dubai, Vereinigte Arabische Emirate: Eine Stadt der Weltrekorde und Superlative und die National Day Feierlichkeiten
  • Salalah, Oman: Tropisches Klima und wunderschöne Natur
  • Und natürlich unzählige weitere tolle Sehenswürdigkeiten und einzigartige Orte

Auch wenn wir uns nie unsicher oder unwohl gefühlt haben, gab es aber natürlich auch Begegnungen und Momente, die schwer und traurig waren oder einfach weh getan haben. Seien es die vielen abgemagerten Straßenhunde oder Katzen, die toten Schildkröten und Fische am Strand, Kamelkadaver neben den Straßen und der viele Müll, der so gut wie überall liegt. Außerdem haben wir den Kontrast erlebt, wie privilegiert man mit einem deutschen Pass behandelt wird im Vergleich zu Menschen aus Afrika, Pakistan, Bangladesch und co., die als billige Arbeitskräfte ins Land geholt werden. Mehrmals haben wir von ihnen die Frage gestellt bekommen, wie sie nach Deutschland kommen können, um dort zu Arbeiten. Hier wussten wir nie so wirklich was wir antworten sollen und haben uns auch immer dafür geschämt, dass man mit dem „falschen“ Pass nicht so einfach nach Deutschland einreisen kann. Frauenrechte und andere politische Themen sind natürlich auch sehr präsent. Auch wenn uns im stressigen Alltag oft nicht bewusst ist, wie gut wir es doch haben in einem demokratischen Land zu leben und wie viel Glück wir hatten, einfach so mit dem „richtigen“ Pass geboren zu sein, ist uns beides durch die Reise noch einmal bewusst geworden.

Kommen wir nun zum Ende des Beitrags noch zu ein paar Fakten: Wir sind mit der Bullizei in 97 Tagen 21.196 km gefahren, das heißt pro Tag haben wir im Schnitt ca. 241 km zurückgelegt. On top sind wir auf dem Containerschiff noch etwa 240 Seemeilen auf dem Mittelmeer entlang geschippert. Insgesamt haben wir 14 Länder durchquert und über 2.000 Liter Diesel vertankt. Von 96 Nächten haben wir 9 Nächte in Hotels oder anderen Unterkünften und 10 Nächte auf offiziellen Campingplätzen verbracht. Alle übrigen 77 Nächte haben wir irgendwo wild gecampt. Dabei wurden wir nur zwei Mal weggeschickt und einmal morgens von der Polizei geweckt. Wir hatten auf der Reise einen kleinen selbstverschuldeten Lackschaden am Auto, sind aber kein einziges Mal liegen geblieben und hatten keine Autopannen. Nur zwei Mal haben wir uns im Wüstensand festgefahren, verfahren haben wir uns aber einige Male. Von der Polizei angehalten, wurden wir nur einmal, da sind wir etwa 20 km/h zu schnell gefahren. Das Bußgeld wurde uns aber erlassen. Anonsten gab es aber eine Vielzahl von Polizei- und Militärcheckpoints, die wir passieren mussten.

Bevor dieser schon viel zu lange Beitrag aber nun zu einem Ende kommt, möchte ich mich noch bei Fabi bedanken. Danke, dass du so eine verrückte Reise mit mir gemacht hast und danke für die vielen einzigartigen Momente, die wir gemeinsam erleben durften und an die wir ganz sicher noch lange zurück denken werden. Ohne dich wäre es nichtmal halb so schön gewesen. Da du die allermeisten Kilometer auch am Steuer der Bullizei saßt, an dieser Stelle auch nochmal ein Dankeschön dafür, dass uns immer sicher durch den teilweise wirklich krassen Verkehr gebracht hast. Ich freue mich schon sehr auf die nächste gemeinsame Reise mit unserer Bullizei. 🙂

Viele Grüße und bis zur nächsten Reise

Sina

P.s.: Hier sind noch ein paar Schnappschüsse:

Fotoshooting mit Kran in Kappadokien:

Brauhaus nach deutschem Vorbild in Kutaissi:

In der Innenstadt von Tiflis:

Minimarkt in Georgien, der seinem Namen alle Ehre macht:

BvB Zeichen, irgendwo im Nirgendwo in Armenien:

Beladenes Auto in Armenien:

Werbeplakat von wilo in Jerewan:

Cola Eigenmarke in Armenien:

Papp-Polizeiauto in der Türkei, das im Dunklen leuchet, sodass man schnell drauf rein fällt:

Neben dem schwarzen Camper stand ein paar Sekunden vorher noch die Bullizei. Dann wurde die Straße hinter uns plötzlich eingeritzt, in Mersin in der Türkei:

Eine nicht ganz aktuelle Karte auf dem Containerschiff:

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Sehr fragwürdige Regeln auf Containerschiff:

Ergebnis des Google Übersetzers in einem Restaurant in Israel:

Käse im Supermarkt in Israel:

Graffity in Tel Aviv:

Warnhinweis in Tel Aviv:

Partnerstädte von Eilat in Israel:

In einem Bekleidungsgeschäft in Jordanien:

Fehlende Ladungssicherung in Jordanien:

Drive through Geldautomat in Saudi-Arabien:

Ergebnis des Google Übersetzers in einem Restaurant in Saudi-Arabien:

Besonderer Warnhinweis in Saudi-Arabien:

Ein Regal voller Werthers Original Produkten im Supermarkt in Medina:

Ungewöhnliches Informationsplakat in Saudi Arabien:

Salatanbau direkt im Supermarkt in den Vereinten Arabischen Emiraten:

Orangensaft Automat in Abu Dhabi:

Autoversicherung in den Vereinigten Arabischen Emiraten auf den Namen „Fapian“:

Verkauf von Schweinefleisch im Supermarkt in Dubai:

Inventurroboter in einem Supermarkt in den Vereinigten Arabischen Emiraten:

Besonderer Warnhinweis in Dubai:

Kampf um das beste Foto auf dem Burj Khalifa:

In einem Saftladen in Maskat:

Kleine Botschaft auf der Bullizei, nachdem wir in Maskat eine Shoppingmall besucht hatten:

Verhaltensregeln in einer Shoppingmall in Maskat:

Besondere Viehtransporte auf der ganzen Arabischen Halbinsel:

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