Sowjetcharme in Jerewan

Sowjetcharme in Jerewan

Guten Abend aus dem armenischen Nirgendwo,

gestern sind wir nach dem Besuch der Symphony of Stones und des Garni Tempels noch weiter in die Hauptstadt Jerewan (oder Yerewan) gefahren. Hier stellten wir den Bulli sicher bei der „Mutter Armenien“ Statue ab, die eine Personifizierung des Landes Armenien darstellen soll.

Anschließend schnappten wir uns eines der vielen Maschrutkas. Dies sind Minibusse, die zwar feste Routen abfahren, unterwegs jedoch offenbar jederzeit angehalten werden können um ein- oder auszusteigen. Fahrpläne scheint es hier irgendwie nicht zu geben, man muss einfach abwarten bis ein passender Bus kommt. Für knapp 50 Cent, die man dem Fahrer direkt in die Hand drückt, konnten wir direkt ins Stadtzentrum fahren.

Hier nahmen wir wieder an einer sogenannten „Free Walking Tour“ teil, bei der ein Guide interessierten Teilnehmern die Stadt näher bringt, und dafür am Ende eine Art Trinkgeld erhält. In Tiflis hat uns die Tour sehr begeistert, der Guide in Jerewan hingegen hat nicht ganz unser Interesse getroffen. Anstatt (meist ca. 2 Stunden) durch die Stadt zu laufen und zu den Gebäuden und kulturellen Eindrücken ein bisschen Hintergrundinformationen zu liefern, wurden wir hier teilweise einfach auf eine Sitzgelegenheit geschickt und durften dann einem Vortrag über die armenische Geschichte lauschen. Auch untereinander zu reden wurde vom Guide während dieser Lehrstunden nicht gern gesehen. Obwohl wir uns in den insgesamt 4 Stunden Tour ein wenig wie in der Schule gefühlt haben, konnten wir doch einige interessante Dinge aufschnappen und ein paar Tipps mitnehmen.

Leider gibt es in der Stadt nicht mehr viele alte typisch armenische Gebäude, da nur wenige davon die Sowjetzeit, Erdbeben und ausländische Investitionen überlebt haben. Heute besteht das Stadtbild hauptsächlich aus Plattenbauten und sowjetischer Brutalismus Architektur. Manche der Gebäude wirkten jedoch trotz des heutzutage eher unbeliebten Baustils nicht hässlich.

Unbestreitbar gut ist hingegen, wie auch in Georgien, das Essen. Eigentlich alle Spezialitäten von Suppen bis zu den Süßwaren haben uns überzeugt, und gezeigt, dass hier eine Mischung aus Kaukasus (z.B. Badambura) und arabisch-persischer Küche (z.B. Lavash und Schawarma) zu finden ist.

Zum Abschluss des Tages haben wir uns die überraschend schöne Fontänenshow am Platz der Republik mit passender Musikbegleitung angesehen und sind dann wieder mit einem Bus zurück zum Bulli gefahren.

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Heute haben wir dann die Stadt noch einmal auf eigene Faust erkundet, und dabei unter anderem die alte Markthalle und die Kaskaden gesehen. Auch wenn diese von unten schön aussehen, muss man beim Hochlaufen festellen, dass der letzte Abschnitt nicht fertiggebaut wurde, und man plötzlich vor einer verlassenen Baustelle steht. Ob hier beim Bau das Geld ausgegangen ist oder in irgendwelche korrupten Hände geflossen ist wissen wir nicht. Die Baugeschichte ab dem Baubeginn 1971 ist sowieso interessant, denn nach dem Zerfall der Sowjetunion 1991 wurde an dem Projekt nicht mehr weitergearbeitet. Erst Anfang der 2000er Jahre wurde der Bau durch einen New Yorker Geldgeber in seinem jetzigen Zustand „fertiggestellt“.

Aufgefallen ist uns in der Stadt noch der große Kontrast bei den Autos. Viele alte Fahrzeuge wie der süße UAZ Buchanka fahren hier weiter durch die Gegend. Auf der anderen Seite gibt es jedoch auch einige absolute Luxusautos in der Stadt, wie den russischen Rolls Royce Cullinan [ab 360.000€] auf dem zweiten Bild (dahinter übrigens ein Mercedes Maybach [ab 134.000€] und ein Mercedes C63s [ab 136.000€]).

Insgesamt sind die Leute auch hier super freundlich und freuen sich, europäische Reisende zu empfangen. Die Kommunikation ist teilweise nicht leicht, aber alle Armenier sind immer sehr bemüht, sich zu verständigen. Während bei uns Zuhause klar scheint, dass Englisch die internationale Weltsprache ist, käme man hier mit Russischkenntnissen deutlich besser zurecht. Gerne würden wir auch noch den Süden Armeniens bereisen, doch leider ist der Konflikt mit Aserbaidschan noch nicht vorüber. Aus diesem Grund sind die meisten Abfahrten von den großen Hauptstraßen im Süden sicherheitshalber gesperrt, und die Sehenswürdigkeiten dort können nicht besichtigt werden.

Vielleicht fragt ihr euch gerade, wieso es sich hier schon nach so wenigen Tagen in Armenien wie ein Fazit anhört. Anders als geplant, werden wir tatsächlich nicht mehr lange im Land bleiben. Wohin genau es weitergeht, verraten wir an dieser Stelle noch nicht, nur soviel sei gesagt: Die nun vor uns liegende Route haben wir bis vor 2 Wochen noch nie in Betracht gezogen oder für möglich gehalten.

Bleibt gespannt und viele Grüße
Fabian und Sina

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2 Comments

  1. Habt ihr auch das Radio Eriwan/Jerewan besichtigt? Ich kann es mir nicht nehmen lassen, an dieser Stelle zwei kleine Witze beizusteuern. Da musste ich sofort dran denken, als ich las dass ihr nach Jerewan fahrt 🙂

    Frage an Radio Eriwan:
    „Stimmt es, dass Adam und Eva die ersten sozialistischen Menschen waren?“
    Radio Eriwan antwortet:
    „Im Prinzip ja. Sie hatten nichts anzuziehen, lebten nur von dem, was sie sich selbst beschaffen konnten, und hatten keine eigene Wohnung. Trotzdem glaubten sie, im Paradies zu leben…“

    Oder der:

    Frage an Radio Eriwan:
    „Ist es wahr, dass der Kosmonaut Juri Gagarin eine Reise in die USA gewonnen hat?“
    Radio Eriwan antwortet:
    „Im Prinzip ja, aber es war nicht der Kosmonaut Juri Gagarin, sondern ein Rentner, und er hieß nicht Juri, sondern Oleg, und auch nicht Gagarin, sondern Gaganoff, und es war nicht ‚in die USA‘ sondern ‚in Kiew‘ und er hat keine Reise gewonnen, sondern ein Fahrrad, und er hat es auch nicht gewonnen, sondern es wurde ihm gestohlen!“

  2. Liebe Sina, lieber Fabi,
    wie immer sind eure Berichte und Bilder so beeindruckend, dass man vieles kommentieren möchte… geht natürlich nicht. Aber der UAZ Buchanka ist super süß und das lange „Hochhaus“ mit den unterschiedlichen Balkonen ist fast schon als Kunst zu bezeichnen. Die elektrische Verkabelung erscheint uns teilweise sehr abenteuerlich. Wir sind gespannt wo die weitere Reise euch hinführt und freuen uns, dass es einen guten Plan gibt… der euch glücklich macht.
    Herzlich Grüße von Ingo & Heike

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