Neue Pläne

Neue Pläne

Merhaba zum ersten Teil unserer spontanen Umplanung!

Während der letzten Wochen haben wir sehr stark verfolgt, wie sich die Lage in den umliegenden Ländern entwickelt. Vor einiger Zeit schien es zum Beispiel noch realistisch, mit der richtigen Vorbereitung den Iran zu durchqueren. Aufgrund der aktuellen Situation haben wir uns für den Moment schweren Herzens dagegen entschieden.

Sehr gerne möchten wir jedoch noch die arabische Halbinsel bereisen und die einzigartige Natur und Kultur dort erleben. Daher blieben uns nur noch zwei mögliche Wege, die beide nicht einfach werden würden.
Die erste Option war es, eine Schiffsverbindung zu finden, die uns weiter bringen kann, zum Beispiel also nach Israel. Die Schwierigkeit dabei liegt darin, dass eine solche Verbindung nicht für private Personen zu existieren scheint und die Frachtschiffe normalerweise keine Passagiere und privaten Fahrzeuge zulassen. Außerdem könnte uns der Aufenthalt in Israel bei späteren Grenzübergängen Probleme bereiten.

Zweite Option war ein Transit durch ein Land, welches offiziell keine Transitmöglichkeit von Nord nach Süd erlaubt, den Irak. Eine Einreise in den Nordirak wäre problemlos möglich, doch würde das Visum von dort nicht im Südirak gelten. Einzige Möglichkeit wäre hier, vom Nordirak in den Süden zu fliegen, um dort am Flughafen das Visum für den Südirak zu erhalten. Mit dem Visum könnte man dann mit dem Taxi wieder in den Norden fahren um das Auto abzuholen.

Nach langem Recherchieren und vielen Anfragen bei Reedereien bekamen wir am 11. Oktober plötzlich eine unerwartete Antwort: Eine Reederei bietet uns an, mit unserem Auto auf einem ihrer RoRo (Roll-on Roll-off) Frachtschiffe von Mersin (Türkei) nach Haifa (Israel) zu reisen. Nach einigem hin und her mit der verantwortlichen Agentur hatten wir auf einmal die Möglichkeit unsere Reise weiter fortzusetzen. Die Botschaft von Saudi-Arabien in Berlin war zum Glück telefonisch sehr gut erreichbar, sodass wir auch klären konnten, dass unsere Einreise hier nicht von dem Israel Aufenthalt behindert werden würde. Einzige Unsicherheit blieben die Hafengebühren in Haifa zu denen uns keine Auskunft gegeben wurde, und von denen wir Horrorgeschichten von vierstelligen Rechnungen gehört hatten.

Begeistert hatten wir aber endlich einen Plan und eine gute und sichere Alternative gefunden. Das Schiff fährt jedoch immer nur montags ab, und auf einmal stand am 13.10. eine Herausforderung im Raum:
Wir könnten die Fahrt am 17.10. mitmachen, müssten jedoch bis 9 Uhr morgens in Mersin bei der Agentur sein. Insgesamt ergibt sich da eine Strecke von knapp 1.500km von Jerewan nach Mersin, da die Grenze zwischen Armenien und der Türkei geschlossen ist, und ein Umweg durch Georgien nötig ist.

Angestachelt von der neuen Möglichkeit haben wir die Route direkt angetreten und sind so weit wie möglich gefahren. Da wir jedoch erst am Nachmittag in Jerewan losgefahren sind, haben wir es nur zum Bjurakan Observation geschafft, neben dem wir die Nacht verbrachten. Der nächste Tag musste mehr Kilometer beinhalten!

Tatsächlich schafften wir es am 14. dann über die beiden Grenzen und waren zurück in der Türkei angekommen. Die Grenzübergänge liefen problemlos und schnell, da auch unsere lokalen Autoversicherungen noch gültig waren. In der Türkei gestaltete sich in der Dunkelheit die Suche nach einem Stellplatz als sehr schwierig. Trotz verschiedener Apps und Informationsquellen im Internet fanden wir einfach nichts auf unserer Route. Also beschlossen wir, einfach bei einer Tankstelle zu fragen, ob wir auf dem Gelände übernachten dürfen. Völlig unerwartet wurden wir hier freudig in Empfang genommen, und sogar ein Platz auf dem angrenzenden Feld freigemacht, damit wir von den vorbeifahrenden Autos nicht gestört werden. Die Mitarbeiter waren interessiert an unseren Plänen und boten uns sofort einen Çay in der Tankstelle an.

Am nächsten morgen war Koksal, der dauerhaft telefonierende Besitzer der Tankstelle, nicht davon abzubringen, uns Tee zu bringen und uns Croissants aus dem Tankstellenshop zu schenken. Kurz vor unserer Abfahrt kam Koksal dann noch einmal zu uns, und gab uns noch Parfüm und Handtücher mit dem Namen seiner Tankstelle mit. Die eigentliche Notlösung hatte uns gezeigt, dass die Menschen hier einfach unglaublich herzlich und gastfreundlich sind.

Auch zum Mittagessen in einer kleinen Raststätte an der Autobahn wurden wir nicht nur mit einem tollen Essen verwöhnt, sondern dabei auch noch freundlich empfangen. Der Besitzer ließ seinen Sohn für uns alles heranbringen und auch wenn kein Gerät zur Kartenzahlung im Restaurant vorhanden war, so musste der Sohn mit unser Kreditkarte zur Tankstelle laufen, um die Zahlung zu regeln. Mehrfach wurden wir auch darauf hingewiesen, dass wir hier in einer Kurdenregion seien, und von der kurdischen Kultur geschwärmt.

Die nächste Nacht verbrachten wir dann auf einem großen, kostenlosen Campingplatz in Gaziantep. Dort waren überraschenderweise viele Deutsche vor Ort, doch nach der langen Fahrt hatten wir keine Lust mehr auf lange Gespräche.

Am 16. fuhren wir auf dem Weg nach Mersin noch durch die Stadt Adana, wo wir echten Adana Kebap probierten. Außerdem kauften wir noch einige Vorräte in einem Supermarkt, da in Israel wohl alles teurer werden würde.

Abends kamen wir in Mersin an, und beschlossen, direkt vor dem Büro der Reederei zu übernachten. Hier trafen wir noch ein Paar aus den Niederlanden, die das gleiche Schiff wie wir nehmen wollten.

Als wir spätabends auf der Suche nach einer Toilette eine Person in einem Bürogebäude ansprachen, wurden wir wieder sofort auf einen Çay eingeladen und mit Snacks versorgt. Mit den Männern dort haben wir uns noch ein bisschen unterhalten und wieder die kurdische Gastfreundschaft erlebt, die mit einem gemeinsamen Foto besiegelt werden musste.

Der Eindruck der Türkei hat sich bei uns insgesamt sehr verbessert. So Willkommen wie in den letzten Tagen haben wir uns noch nirgendwo gefühlt. Jeder dem wir begegnet sind, war sofort aufgeschlossen und freundlich zu uns. Die Begegnungen mit den Menschen im Osten der Türkei werden wir so schnell nicht vergessen.

In glücklicher Vorfreude auf den nächsten Tag konnten wir gut einschlafen. Von der Schiffsfahrt erzählen wir euch dann im nächsten Beitrag.

Viele Grüße
Sina und Fabian

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1 Comment

  1. Ist voll schön nach der langen Zeit wieder von euch zu hören. das was ihr da erlebt ist echt krass…..positiv. wir sind beeindruckt von dem was ihr berichtet, eine Welt der Begegnung die wir uns hier soooo wünschen würden. ganz toll…bitte mehr davon. auf eine gute Schiffsreise und auf bald…..

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