Heilige Städte

Heilige Städte

Hallo aus der Ferne!

Nachdem wir am Montag Tel Aviv erkundet hatten, stand für Dienstag die andere große Stadt in Israel auf dem Plan: Jerusalem.

Morgens sind wir zu unserem nächsten Stellplatz gefahren (einem Parkplatz vor einem Theater), und sind von hier aus zum Startpunkt einer Free Walking Tour gelaufen. Gerade noch rechtzeitig zum Start konnten wir uns einer Gruppe anschließen und wurden durch die engen Gassen geführt.

Was für ein Kontrast zu Tel Aviv! Anstelle einer modernen Großstadt voller Musik, Autos und Hipstern (?) wirkt Jerusalem wie in der Zeit stehen geblieben. Zumindest die Altstadt wirkt wie ein einziges Freilichtmuseum, allerdings wie das wohl bestbesuchte. Überall sind Menschen, es tümmeln sich Verkäufer, Geistliche, Pilger, Reisegruppen mit Führung in der jeweiligen Landessprache und einige wenige Leute die auf eigene Faust die Stadt erkunden.

Auch für uns war die Führung auf jeden Fall hilfreich, ansonsten hätten wir nicht gewusst, in welchem der jeweiligen Viertel wir uns gerade befinden (muslimisch, christlich, jüdisch und armenisch). So hatten wir zumindest ein bisschen Überblick und sahen die großen Sehenswürdigkeiten der Stadt: die Klagemauer, der Tempelberg mit dem Felsendom, die Grabeskirche und die al-Aqsā-Moschee.

Während wir durch die Stadt liefen, lernten wir so über die bewegte Geschichte Jerusalems bis hin zur modernen komplizierten Situation. Heute müssen bei wichtigen Entscheidungen die die wichtigsten Stätten betreffen alle beteiligen Religionen zustimmen (Status Quo genannt). Als „wichtige Entscheidung“ zählt dabei alles was einen Gegenstadt bewegt, verändert oder anders ausrichtet. Dass sich die Vertreter der Religionen nie einig werden (wie es für Restaurationen nötig wäre) sieht man am Beispiel einer Leiter. Diese steht auf einem Vorsprung der Grabeskirche seit mindestens 1728, weil die Zustimmung aller Religionen nötig wäre um sie zu bewegen.

Nun aber zurück zu unseren Eindrücken. Überall konnte man spüren, wie bedeutsam dieser Ort für viele Menschen ist. Einen Besuch können wir auf jeden Fall weiterempfehlen, allerdings sollte man kein Problem mit Menschenmassen haben. Uns hat ein Tag hier auf jeden Fall gereicht und wir haben beschlossen, am nächsten Tag weiterzufahren.

Heute ging es für uns dann weiter in den Osten nach Bethlehem. Das bedeutet, dass wir das Hauptterritorium Israels verlassen mussten und in das Westjordanland gefahren sind. Natürlich war uns bewusst, dass hier ein autonomes Gebiet ist, doch der Grad der Abgrenzung hat uns doch überrascht. Eigentlich ist hier alles anders, sobald man den Checkpoint an der Mauer passiert, sprechen die Menschen eine andere Sprache, haben andere Nummernschilder und eigene Polizei. Selbst unser Handy informierte uns nun, dass wir Israel verlassen, und in „Palästina (autonomes Gebiet)“ eingereist waren.

Kurz hinter der Grenze kamen wir zufällig am Banksy Hotel (und Museum) vorbei, welches wir sowieso besuchen wollten. Das „Walled Off Hotel“ wirbt mit der „schlechtesten Aussicht der Welt“, was wir bestätigen können. Gegenüber vom Eingang ist die bis zu 8 Meter hohe Mauer mit Wachtürmen. Auf der Mauer haben viele Künstler sich mit Graffitis verewigt.

Im Hotel selbst ist neben Werken von Banksy und anderen Künstlern noch ein Museum über die Geschichte Palästinas angesiedelt. Auch wenn dieses natürlich eine sehr einseitige Sicht vermittelt, sind doch einige der vermittelten Dinge unfassbar. Palästinenser dürfen einige Hauptstraßen nicht benutzen, sind von vielen Bussen ausgeschlossen und einer großen Willkür ausgesetzt. Wir möchten uns angesichts der Gewalt auf beiden Seiten hier kein Urteil anmaßen, und sind einfach traurig über die unnötigen Konflikte auf der Welt.

Für uns ging es danach noch weiter in die Altstadt Bethlehems. Die Stadt hat uns wirklich begeistert. Zwischen den alten Häusern haben wir uns wohlgefühlt, egal ob wir gerade Shawarma gegessen, oder von einem Teeverkäufer stolz sein Profilbild zusammen mit Markus Lanz gezeigt bekommen haben. Als Höhepunkt haben wir natürlich noch die Geburtskirche besichtigt, welche uns sehr positiv überrascht hat.

Zum Abschluss unseres Besuchs in Bethlehem wollten wir noch einige Banksy Graffitis ansehen. Eines davon war leider nicht zugänglich, da der Laden, in dem es ist, geschlossen war. Die anderen beiden haben wir jedoch gefunden und waren verwundert, wie verfallen und unbeachtet diese Orte doch waren. In einer europäischen Großstadt wären hier wahrscheinlich ganze Reisebusse mit Touristen, doch hier hatten wir die Orte für uns alleine.

Nun sollte es eigentlich für uns noch zu einer weiteren Sehenswürdigkeit gehen, doch eine defekte Ampel und ein Haufen Polizisten, die vollkommen überfordert und unorganisiert versuchten, den Verkehr zu regeln machten uns einen Strich durch die Rechnung. Vielleicht hat es auch nicht geholfen, dass wir an einer engen Kurve Ewigkeiten auf eine Lücke im Gegenverkehr gewartet haben, bis Sina diesen einfach aufgehalten hat. Die Straße war viel zu eng um mit zwei Autos aneinander vorbei zu fahren und ohne die Blockade von Sina wären wir wohl nie an der Engstelle vorbeigekommen. Nun hat also schon die Dunkelheit eingesetzt und wir haben es uns auf einem Restaurantparkplatz in Jericho (der angeblich ältesten Stadt der Welt) bequem gemacht.

Wenn wir nett gefragt haben, wurde uns übrigens noch nie verboten auf einem solchen Parkplatz zu übernachten, und wir fühlen uns sicherer als irgendwo im nirgendwo.

Viele Grüße aus dem Westjordanland

Sina und Fabian

PS: Natürlich hatten wir auch vor, die Gedenkstätte Jad Waschem zu besuchen, allerdings hatten wir nicht damit gerechnet, dass das nur mit vorheriger online Anmeldung möglich ist. Für die nächsten Tage sind alle Termine vergeben und so können wir diesen Ort wohl leider nicht besuchen.

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2 Comments

  1. Wieder mal ein toller und informativer Beitrag. Da wäre ich gerne dabei gewesen. ? Auch die letzten beiden Bilder von euch SUPER. Und Sina du traust dich ja was mit der „Blockade des Verkehrs“ Alles Liebe Sabine und Andreas

  2. Hallo ihr zwei, wieder sind wir total beeindruckt über eure umfangreichen Berichte, durch die wir teilhaben dürfen…einfach toll. Um diesen Teil eurer Reise beneiden wir euch ganz besonders ?. Die Geburtskirche, eure Begegnungen und… einfach alles.
    Die Leiter, die seit 1728 nicht bewegt werden darf. Was für eine Tatsache, die viel aussagt.
    Weiterhin gute Fahrt und bewahrt euch den Blick, bei all den tollen Eindrücken, dass bei euch gerade jeder Tag unglaublich besonders ist.
    Sonnige Grüße vom Kronensee, Ingo & Heike

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