Jordanische Granatäpfel

Jordanische Granatäpfel

Hallo an alle,

wie versprochen, erzählen wir euch nun von unserem Grenzübergang nach Jordanien. Wir mussten Israel bis zum 01.11. verlassen, da unsere dort abgeschlossene Autoversicherung nur bis zu diesem Datum gültig war. Da am 01.11. allerdings eine große Wahl in Israel statt fand und wir nicht einschätzen konnten, inwieweit dadurch das ganze Land lahm gelegt sein würde, entschieden wir uns dazu schon am 31.10., also am Montag, über die Grenze zu fahren. Kurz vorher gingen wir auf israelischer Seite noch essen, um unser letztes Bargeld loszuwerden und um uns für die Grenze zu stärken. Dabei trafen wir Simon, einen netten Deutschen, der in Israel lebt und Kontakte in Jordanien hat. Er gab uns seine Nummer und wir können uns bei ihm melden, wenn wir irgendwelche Probleme in Jordanien haben.

Danach fuhren wir dann Richtung Grenze. Je weiter wir reisen, desto länger und aufwendiger werden auch die Grenzübertritte, vor allem wenn man mit einem eigenen Auto aus Deutschland reist. Wir haben uns im Vorfeld aber gut vorbereitet, den Jordan Pass gekauft und auch eine Art Online Anmeldung bei den jordanischen Behörden durchgeführt, die laut dem Auswärtigen Amt für eine Einreise nötig war. An der Grenze angekommen, lief die Ausreise auf israelischer Seite problemlos und zügig. Auf der jordanischen Seite ging es für uns zunächst zu dem Security Check beim Zoll. Dabei wurden wir explizit gefragt, ob wir eine Drohne oder eine Fotokamera dabei haben. Beides konnten wir wahrheitsgemäß verneinen. Bei der dritten Frage, ob wir ein Fernglas dabei haben, mussten wir dann aber bejahen. Daraufhin erklärte der freundliche, aber bestimmte Zollbeamte, dass Ferngläser nicht erlaubt seien und wir dieses entsorgen müssen. Uns blieb daher keine andere Wahl, als uns von dem Fernglas zu verabschieden. Im Nachhinein fragen wir uns allerdings, was passiert wäre, wenn wir eine Drohne dabei gehabt hätten und ob man diese auch einfach so hätte entsorgen sollen.

Die nächste Station war für uns Büro Nummer 10, dort haben wir dank des Jordan Passes direkt unser Visum on arrival ausgestellt bekommen und wir wurden zu Counter Nummer 8 geschickt. Dort fand die Passkontrolle statt. Bis hier her hatte alles zügig geklappt und wir waren super optimistisch, bis es hieß, dass die Computersysteme ausgefallen seien und es in 10 Minuten weiter ginge. Uns war sofort klar, dass damit wohl jordanische 10 Minuten gemeint sein müssen und mussten letztendlich ca. 1,5 Stunden warten bis es weiter ging.

Nach der Passkontrolle sollten wir zurück zum Zoll und wurden von dort in ein kleines Versicherungsbüro geschickt, um für die Bullizei eine Autoversicherung abzuschließen. Im Büro fanden wir dann einen schlafenden Sachbearbeiter vor, konnten aber recht zügig eine Versicherung abschließen, mit der es wiederum zurück zum Zoll ging. Dort wurde uns ein Dokument ausgestellt mit dem wir wiederum in Büro 4 gehen sollten. Hier brauchten wir dann auch zum ersten Mal unser Carnet fürs Auto und alle Autounterlagen wurden geprüft. Auf die Frage hin, ob wir beide in Jordanien Auto fahren dürfen, erklärte uns der Grenzbeamte, dass hier im Land immer nur der Fahrzeughalter auch dazu berechtigt ist zu fahren. Er sagte uns aber auch, dass wir einfach sagen sollen, dass Fabian müde ist, wenn Sina fährt und wir in eine Kontrolle kommen. Nachdem unser Carnet gestempelt wurde und wir das Dokument zur temporären Einführung der Bullizei bekommen haben, ging es noch zu einem letzten Counter. Wir mussten nämlich noch eine Einreisesteuer von ca. 15 Euro pro Person zahlen. Nach insgesamt ca. 3-4 Stunden und etlichen Stationen hatten wir es dann geschafft und waren in Jordanien angekommen.
Nachdem wir noch Bargeld und eine Sim Karte besorgten, freuten wir uns beim Abendessen in einem Restaurant über die angenehmen Preise, die um ein vielfaches geringer sind, als im Israel. Einen Schlafplatz für die Nacht fanden wir an einer Strandpromenade bei Akaba.

Am nächsten Morgen stand dann eine längere Autofahrt an, da wir das Land einmal komplett durchqueren wollten, um von Akaba im Süden nach Irbid im Norden zu gelangen. Unser Ziel war die in Irbid lebende Familie von Dr. Naser, welcher ein guter Freund von Volodymyr ist. Volodymyr lebte nach seiner Flucht aus der Ukraine einige Zeit bei uns in der Wohnung. Als wir ihm vor einiger Zeit von unseren Reiseplänen erzählten, berichtete er sofort davon dass ein Freund von ihm in Jordanien lebt und wir diesen unbedingt besuchen sollen. Einige Monate später folgen wir nun tatsächlich dieser Einladung und es war alles für uns organisiert.

Die Fahrt nach Irbid dauerte ca. 7 Stunden mit einer Essenspause bei Ikea und dem verrückten Hauptstadtverkehr in Amman. Als wir dann endlich am Ziel angekommen waren, standen wir noch vor der Herausforderung, unsere Gastgeber zu finden. Mit Hilfe von Volodymyr aus Deutschland fanden wir uns dann aber und wir wurden in der Wohnung der Tochter von Dr. Naser empfangen. Hier wartete schon die ganze Familie bestehend aus Herrn Naser, seiner Frau Olga, deren Tochter Maria mit ihrem Mann Emad und den drei kleinen Kindern von ihnen. Eines der Kinder heißt übrigens auch Sina. Von allen wurden wir freudig begrüßt und uns wurde unser neues Quartier gezeigt.

Wir haben nun die Wohnung der Tochter zur Verfügung gestellt bekommen, die für die Zeit mit den Kindern bei ihren Eltern in der Wohnung darunter schläft. Auch wenn wir natürlich dankbar für so viel Gastfreundschaft sind, ist es uns auch unangenehm, so die Familie aus der Wohnung zu „vertreiben“, obwohl sie uns keine Sekunde lang dieses Gefühl gegeben haben. Wir hätten natürlich auch weiterhin im Bulli geschlafen, doch war für die Familie direkt klar, dass wir diese Wohnung zum übernachten bekommen würden.

Am nächsten morgen sind wir dann zusammen mit Emad zu einer Autowerkstatt gefahren, um einen Parkschaden aus Israel reparieren zu lassen. Dort angekommen, waren wir erstaunt davon, dass offenbar eine ganze Straße nur aus Autowerkstätten besteht. Emad regelte für uns dort alles und wir haben den Bulli für die Reparatur dort gelassen.

Anschließend wurden wir zu der antiken Stadt Gadara gefahren, die in der heutigen Stadt Umm Qais liegt. Hier konnten wir Ruinen aus verschiedenen Epochen besichtigen. Die Stadt ist bereits im Jahr 300 v. Chr. nachgewiesen und bietet einen einmaligen Ausblick auf die Umgebung bis nach Israel und Syrien. Hier einige Eindrücke:

Ein antikes Gebäude hat es auch auf den 10-Jordanische-Dinar Schein geschafft:

Danach fuhren wir mit Emad spontan zu der Granatapfelfarm von einem Familienangehörigen, in der Nähe der syrischen Grenze. Auf dem Weg hielten wir einige Male an, da Emad in den verschiedensten Läden alle Komponenten für das anstehende Essen besorgte. Auf der Farm genossen wir inmitten von mehreren 400 Jahre alten Granatapfelbäumen die frischen Früchte und ein frisch gegrilltes Essen basierend auf Schafsfleisch. Trotz fehlender Englischkenntnisse bei den Gastgebern und unseren fehlenden Arabischkenntnissen hatten alle ihren Spaß und wir verbrachten einen tollen Nachmittag. Zum Abschied bekamen wir eine ganze Tüte voller Granatäpfel geschenkt.

Abends wurden wir dann zurück in die Wohnung gefahren und haben entspannt. Der Bulli soll übrigens morgen früh irgendwann abholbereit sein, wir sind schon gespannt, was uns da erwartet. Auf jeden Fall hat uns die Familie hier nicht nur weitergeholfen sondern auch einen einmaligen Einblick in das echte Leben der Menschen hier gegeben. Wir würden uns freuen, wenn wir eines Tages jemanden aus der Familie Naser bei uns in Dortmund begrüßen könnten.

Viele Grüße aus Irbid

Fabian und Sina

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3 Comments

  1. Guten Morgen aus der Heimat,
    Interessant, dass man Granatäpfel auch grillen kann. Eure Bullizei sieht schon ganz schön mitgenommen aus. ? Jordanien ist bestimmt ein spannendes Land. Viel Freude beim entdecken. Ganz viel Liebe an euch. ❤ Sabine und Andreas

  2. Moin Sina… Moin Fabian….kommt, gebt es zu, ihr liegt irgendwo am Strand und schickt uns irgendwie gefälschte Bilder. unwirklich und doch real… unglaublich. was ihr da an uns weiter gebt. Granatapfel vom Grill…auf die Idee würde hier keiner kommen. bitte weiter so positiv….mit vielen netten Menschen. schicken euch liebe Grüße…. Uwe und Annette

  3. Hallo Sina und Fabi,
    jetzt seid ihr doch schon bis Jordanien gekommen, das ist echt der Wahnsinn! Eure Berichte über Israel waren sehr interessant, ich hätte nicht gedacht, dass es da so viel Natur und Naturreservate gibt. ich hatte immer mehr so an Stadtbesichtigungen gedacht, aber die habt ihr ja auch gemacht. Ich schaue mir immer alles auf der Karte an und spekuliere, wohin die Reise wohl weitergehen wird. Gestern kann leider die Reisewarnung für den Iran raus, ist echt blöd was da im Moment abgeht. Aber wenn ich sehe was ihr schon alles erlebt habt, habt ihr ja super Alternativen gefunden. Ist halt auch ein bisschen eine „Überraschungsreise“ und ein richtiges Abenteuer.
    Viele Grüße aus dem jetzt doch sehr herbstlichen Witten!
    Kathrin

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